Text «3 Wolkenköpfe»

DREI KÖPFE * LUFTKÖPFE * WOLKENKÖPFE!

Wohnen hat viel mit Sicherheit zu tun, denn Sicherheit und Geborgenheit sind Grundbedürfnisse des Menschen. Auch andere Lebewesen benötigen diese Geborgenheit, sie machen es sich gemütlich in einer warmen Höhle oder – wenn sie klein sind – in einem weichen Kokon. Wie riesige Wohn-Kokons erscheinen uns die hängenden Karton- Installationen des Lebens- und Künstlerpaars Christine Bänninger (*1959) und Peti Wiskemann (*1969) im Foyers des Zollhauses. Trotz hunderter Verschränkungen aus mit Bostitch zusammen getackerten Kartonstreifen wirken die Gebilde leicht und luftig. Als «Wolkenköpfe» werden sie sinnigerweise vom Künstlerduo genannt. Erst auf den zweiten Blick sichtbar ist das farbige Innenleben der Kokons: Äusserlich gesehen sind die grauen Fasern des Altkartons vom Beton im Foyer kaum zu unterscheiden, von innen schimmert es jedoch farbig aus den bunten Kartonknäueln. Es ist so wie bei einem Haus, wenn die beleuchtete Inneneinrichtung durch die Fenster schimmert.
In ihren malerisch performativen Arbeiten beziehen sich die Künsterler:innen Christine Bänninger und Peti Wiskemann immer wieder auf das Kooperative im Gestaltungsprozess. Bei ihrem Langzeitprojekt «Kunstpost» (2011 bis 2021) etwa ging es darum, in Interaktion mit dem Publikum Postkarten zu bemalen und zu versenden. Erst die soziale Transformation im Gestaltungsprozess gibt dem Werk die Form: Der gemeinsame «Arbeitstisch» von Christine Bänninger und Peti Wiskemann wird so zur sozialen Plastik.
Es scheint daher nur logisch, dass die Arbeitsgruppe «Kunstzoll unlimited» vom Zollhaus und «Die ganze Breite» der Genossenschaft Kalkbreite das Duo für eine Kunstaktion an Bord holten. Das Künstlerpaar forderte alle Genossenschafter:innen auf, den Altkarton an den im jeweiligen Haus temporär eingerichteten «Arbeitstisch» zu bringen. Hier ging es darum, zusammen die Kartonflächen mit eigenen Bildideen zu bemalen. Zu den Workshops waren alle Bewohner:innen der drei Siedlungsorte – die Kalkbreite, das Zollhaus und das in Planung befindliche Leepünt in Dübendorf eingeladen.
Innerhalb von drei Monaten entstanden so drei riesige Kartonobjekte, welche das Künstler-paar im Foyer des Zollhauses am Ende zusammenbaute und installierte. Zwei Objekte sind in ihrer Innenseite bunt bemalt, im dritten Objekt sind zudem auch die ureigenen Wohnwünsche der ‘Dübendörfler’ als Utopien notiert. In der zauberhaft verschränkten Form aus hunderten von Kartonbändern zeigt die räumliche Installation, wie sich unzählige Ideen und Gedanken im Hier und Jetzt verbinden. Viele Personen haben schlussendlich beigetragen, dass Bänningers und Wiskemanns Objekte in ihrer komplexen Vielfalt die Besucher:innen zum Verweilen und Staunen einladen. JOHANNA ENCRANTZ

«3 Wolkenköpfe»
Christine Bänninger + Peti Wiskemann
Installation, 3-teilig, 2024, Karton, Farbe, Bostitch, Draht

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